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ARMER POET MIT HUND, FRAU UND SCHREIBMASCHINE – eine Hommage auf Charles Bukowski von Detlef Hedderich (sfb-Preisträger Platz 1 im Storywettbewerb 3/2013 – geteilter Preis)

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ARMER POET MIT HUND, FRAU UND SCHREIBMASCHINE

eine

Hommage auf Charles Bukowski

von

Detlef Hedderich

Es klopfte an der Tür. Hank saß an seiner klapprigen alten Reiseschreibmaschine und brütete über ein Gedicht über drei Bankräuber. Er fragte: “Wer ist da?”

Von der Tür kam: “Ich bin es, Freddy vom Schnappsladen. Wollte mal meine Penunzen abholen.”

Hank hatte mit dem Tippen aufgehört und glotze vor sich hin, in der Hoffnung, daß ihm eine gute Erwiderung darauf einfallen würde. Doch dem war nicht so. “Ich habe keine Kohle, bin voll im Brand und ohne Hoffnung auf Besserung!”

Freddy antwortet von draußen: “Man Chinasky, mach doch mal die Tür auf, ich bin doch kein verdammter Penner,  der durch ne Tür quatschen muß!”

Ok, ok, dachte Hank, kann ja nicht schaden. Zu holen gab es hier eh nichts, und auf die Fresse hauen, würde ihm Freddy schon nicht. Jedenfalls nicht, wenn er ohne seine Jungs hier war. Was Hank hoffte.

Er schlurfte also zur Tür und ließ den Mann rein. Der zog sofort die Nase hoch und meinte zu Hank: “Man Chinasky, mach mal die Fenster auf, hier stinkt es ja wie in einem Pumakäfig!”

Hank hatte sich auf seinen Fernsehsessel gepflanzt, der vor dem TV-Tischchen stand, welcher aber leer war. Den Fernseher hatte er längst ins Pfandhaus geschafft und damit die letzte Bierration finanziert, wovon er nur noch drei Flaschen im Kühlschrank hatte, dann war die Kohle auch verbraucht.

Als er daran dachte, bekam er Durst und schlurfte zum Eisschrank, holte eine Flasche Bier raus, öffnete den Drehverschluß und nahm erstmal einen anständigen Schluck, bevor er wieder zum Sessel zurück schlurfte und sich reinplumpsen ließ, daß ihm der Schaum der Bierflasche bis an die Stirn spritzte. Unbeholfen wischte er die Tropfen mit der Hand weg und zog danach noch mal kräftig an seiner Pulle.

Freddy sah Hank angeekelt an und meinte: “Man Chinasky, du mußt unbedingt lüften, sonst verreckst du hier noch wegen Luftmangel!”

Hanks Antwort kam postwendend: “Ist noch keiner an schlechter Luft verstorben, erfroren aber schon! Die haben die Heizung abgestellt, weil keine Flocken dafür zur Verfügung standen.  Deshalb bleibt die Bude unbelüftet und wird warmgefurzt!”

“Man Chinasky, so kann man doch nicht leben”

“Man nicht”, antwortete Hank, “ich schon!”

“Chinasky, sprechen wir mal übers Geschäft! Du hast keine Kohle, was kannst du mir statt dessen geben. Ich hab dir wochenlang deine Rechnung angeschrieben und du Ratte läßt dich einfach nicht mehr blicken!”

Hank wußte darauf keine Antwort und zuckte nur mit den Schultern und nahm noch mal einen Schluck aus der Bierflasche.

Freddy ließ seinen Blick über die abgewohnten schäbigen Möbel gleiten und meinte: “Will dir ja nicht noch den Sessel unterm Arsch wegreißen, aber irgendwas mußt du mir heute schon mal anbieten!”

“Das mit dem Sessel kannste eh abhaken, der gehört dem Vermieter, wie alles hier in der Bude”, war seine obligatorische Antwort darauf.

Freddy schaute sich in dem Raum um, sah einen Sessel, ein abgewätzes Sofa und einen Beistelltisch und das leere TV-Tischchen. Sein Blick schweifte hinüber zu dem kleinen wackeligen Schreibtisch unter dem Fenster auf dem die alte Reiseschreibmaschine stand. Er fragte Hank: “Was ist mit der Schreibmaschine?”

“Wenn du willst, nimm sie mit, aber das ´R´ und das ´U´ klemmen, außerdem geht die Klingel nicht und das Farbband ist fast leer und fällt immer mal aus der Führung. Aber wenn es dich glücklich macht, pack sie ein und verkaufe sie.”

“Chinasky, was soll ich damit? Gleich hier am Haus in die Mülltonne klatschen?”

“Dann nimm doch eine Story, oder besser noch: ein paar Gedichte von mir mit. Vielleicht werd ich mal berühmt und du bekommst dann einen Haufen Knete, später mal!”

“Man, Chinasky, du glaubst doch nicht im Ernst, daß da jemals jemand was dafür bezahlt, für dein Geschreibsel?”

“Wofür mache ich das dann hier, die ganze Zeit?”

“Ist dein Leben, Chinsaky, ist ein freies Land und dein Leben, kannste mit machen, was du willst!”

Freddy schaute sich weiter um, so daß  er fast einmal ganz herum geschaut hatte in dem Raum, bis er kurz vorher auf einen Hundekorb blickte, der neben der Eingangstür stand, in dem ein magerer Kötter lag.

“Man Chinasky, die Töhle ist ja am verhungern, gib der doch mal was zu fressen”

“Hab nix, der bekommt ab und zu was von der alten Nachbarin aus dem Dritten. Die bringt ihm manchmal einige Knochen, wenn sie sich vorher eine Suppe daraus gekocht hat!”

“Chinasky, du alte Tierquäler!”

“Wenn du so ein Tierliebhaber bist, dann kannste mir den Kläffer ja abkaufen und dafür eine Flasche Schnaps locker machen und einen Teil der Rechnung streichen, aber ich sag dir auch: der wird es nicht mehr lange machen, da er schon sehr alt ist, außerdem hinkt er auf drei Beinen und ist auf dem linken Auge blind, deshalb mußt du deine Möbel umstellen, damit er nicht immer dagegen kracht. Außerdem furzt er den ganzen Tag, ist sozusagen meine Notheizung.”

Freddy schaute Hank an und schüttelte nur den Kopf. Schließlich ging sein Blick zurück auf die einzige andere Tür in dem Raum außer der Eingangstür.

“Was verbirgt sich dahinter?”, fragte er Hank, der zuckte wieder nur mit den Schultern und schlürfte den Rest aus seiner Pulle raus und meinte dann:

“Da pennt meine Alte, ist nur ein Bett, ein Schrank und eine Kommode drin, gehört alles dem Vermieter.”

Freddy war verdutzt: “Du alter, häßlicher, nichtsnutziger, versoffener Sack hast ne Frau?”

Hank antwortete: “Na klar, ist aber nicht besonders hübsch, mußte sie mir erst mal schönsaufen! Wenn du willst kannst du mal ne Runde drehen mit ihr, wenn es dich glücklich macht oder meine Rechnung ein wenig reduziert!”

“Man Hank, du würdest doch sogar deine Großmutter oder deine Mutter verkaufen, für ne Flasche”

“Geht nicht, sind beide schon tot”

Worauf Freddy verächtlich erwiderte: “Da können die aber froh sein, die glücklichen!”

Doch Hank verlor langsam die Contenance und wollte  Freddy festnageln: “Was jetzt, willst du nun einen wegstecken oder nicht?”

Freddy blickte erst die Tür zum Schlafzimmer an, dann Hank und wieder die Schlafzimmertür. Dann gab er sich einen Ruck und verschwand durch die Tür.

Nach 20  Sekunden kam er zurück und schnauzte Hank an: “Ok, ok, zeig mir noch mal den Hund…!”

ENDE

Copyright (c) 2011 by Detlef Hedderich

Bildrechte: Coverillustration “Überraschungsgeschichten-der-besonderen-Art1.jpg ” () © 2012 by Lothar Bauer. Nutzung mit freundlicher Genehmigung des Künstlers unter Nennung seiner Webseite: Chaosriggers kleine Welt Blog – http://www.chaosrigger.org/chaosblog

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Charles Bukowski: für manche war er nur ein Säufer und Hurenbock. Für andere aber ein großartiger und düsterer Literaturrebell der harten, direkten Zeile. Man verglich ihn mit Dostojewski und Rimbaud, Hemingway und Miller. Seine Kurzgeschichten liegen nun erstmals als Hörbuch vor. Bukowski schreibt über das Komische und Tragische, das Sinnlose und Verrückt-Schöne in unserem Leben – er hat alles erlebt: Er kennt die Untiefen des Lebens und die Gipfel des Glücks, die Helden und Verlierer, die Einsamen und Suchenden auf der Schattenseite.

Charles Bukowski wurde am 16. August 1920 in Andernach geboren. Er lebte seit seinem zweiten Lebensjahr in Los Angeles. Nach Jobs als Tankwart, Schlachthof- und Hafenarbeiter begann er zu schreiben und veröffentlichte weit über 40 Prosa- und Lyrikbände. Charles Bukowski starb am 9. März 1994 in San Pedro/L.A.

Torsten Münchow verleiht dem Text mit seiner maskulinen Stimme eine einzigartige Präsenz. Torsten Münchow ist Schau- und Stimmspieler sowie Regisseur. Als Synchronsprecher leiht er u.a. Brendan Fraser, Ice-T, Michael Madson und Antonio Banderas seine unverwechselbare dunkle und rauchige Stimme. Neben seiner Bühnentätigkeit in München, Hamburg, Berlin und Wien steht Münchow auch für Film und Fernsehen vor der Kamera, wie für Kinofilme „Keep On Running“, Schattenspiel“,  „Der Film Deines Lebens“ und für Fernsehserien wie „Tatort“, „SoKo“, „Der Alte“,„Derrick“ und „Der Landarzt“. 2012 spielte er im TV-Zweiteiler „Die Reichsgründung“ und „Die nervöse Grossmacht“ die Titelrolle des Fürst Otto von Bismarck unter der Regie von Bernd Fischerauer.

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